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17. November 2017 - Thalee Bua Daeng - Romantik auf dem See

Thalee Bua Daeng - Romantik auf dem See

An einem Dienstag flüsterte mir meine liebreizende Gattin ins Ohr, ein paar Frauen des Schweizer Stammtisches in Udon Thani würden einen romantischen Ausflug planen. Tags darauf, am Stammtisch selber, wurden wir Mannen von einer Abgeordneten der Initiantinnen vor  vollendete Tatsachen gestellt. Noch am Donnerstag diskutierte ich mit ihr, ob es denn überhaupt Sinn mache wenn wir Männer da mitkommen, denn die Lautstärke von Thai-Frauen im Rudel würde sowohl die Vögel wie auch die Fische vertreiben und die Blüten der Blumen schliessen lassen. Trotzdem, am Freitag trafen sich acht Paare bei Klaus im Schneider House in der Nähe des Sees in Kumphawapi. Die Damen liessen es sich nicht nehmen, schnell noch Klebreisklumpen auf dem Holzkohlefeuer zu braten (Khao Ky), während die Männer Kaffee oder Tee  in der Morgensonne schlürften. Abfahrt.

Drei stattliche Vehikel holperten und hüpften über die sehr löchrige Strasse dem See entgegen, ab und zu blitze ein Schweizer Kreuz auf einer Heckklappe in der Sonne. Der See lag ruhig, keine Touristen, keine obligaten Lautsprecher, Saisonbeginn. Herrlich.

Die Pärchen verteilten sich auf zwei Boote und diese tuckerten gemütlich Richtung Seemitte. Es war ein herrlicher warmer Morgen mit dieser unbeschreiblichen Atmosphäre auf der Weite des Sees. Wolkenknäuel am Himmel spiegelten sich im tiefen Blau des Sees. Weisse Reiher standen im Schilf und fischten. Und der Horizont begann sich rosarot zu verfärben. Somsak, unser Steuermann strahlte über das ganze Gesicht.
 
 
Plötzlich standen die beiden Boote inmitten von Tausenden, ja Hunderttausenden, vielleicht sogar Millionen von rosa Lotosblüten. Ein unbeschreibliches Meer von Schönheit und Anmut, manch eine Hand suchte verstohlen den Weg zu der des Partners. Romantik pur, wenn Mann oder Frau es nur sehen möchte. Ich persönlich freue mich über jede romantische Gelegenheit im täglichen Leben, und diese hier ist einfach unbeschreiblich, einmalig!

Wir waren inmitten auf dem Meer der Lotosblüten (Thalee Bua Daeng) angekommen, so wie es über die Winterzeit nur im Herzen des Isaan anzutreffen ist. Auch wenn ich diese Pracht schon unzählige Male gesehen habe – wir fahren selbstverständlich mit jedem Besuch dahin – versinke ich jedes Mal wieder in dieser wundervollen, schon beinahe meditativen Stimmung.
 
 
Selbstredend dürfen bei einem solchen Ausflug die drei grossen S nicht fehlen, und das sind Sanook (Spass), Sabai (Wohlfühlen) und Suaey (Schönheit). Das Letztere war durch die Blütenpracht und die Anwesenheit unserer Thai-Schönheiten selbstverständlich gegeben. Der Sanook spannte sich wie ein Regenbogen zwischen den zwei Booten und wir fühlten uns einfach alle sauwohl, um es gutschweizerisch auszudrücken. Auf dem einen Boot machte sich sogar die Vision eines Apéro‘s auf der kleinen Buddha-Insel breit, die inmitten des Sees liegt. Weiss gedeckte Holztische mit duftendem St.Gallerbrot, Brienzer Alpkäse und Aufschnitt…..was für eine speicheltreibende Vorstellung, welche aber leider bald wieder als verblassende Fata Morgana über den Weiten des Sees verschwand.
 
Wieder am Seeufer angekommen, zog es die kleine fröhliche Gesellschaft in die nächste Kaffeestube, einige auch in den Anbau dahinter. In der Zwischenzeit hatte unser liebenswerter Gastgeber Klaus im Schneider House einen kleinen Imbiss vorbereitet. Dort angekommen wurden wir mit herrlich duftenden Käseschnitten und Salat verwöhnt. Nicht so unsere Damen, die hatten auf ihren Matten ein Gelage von Isaan-Köstlichkeiten, welches unsere Farang-Teller quantitativ bei weitem in den Schatten stellte. Und dann dieser unverschämte Vergleich ihrer stinkenden, fermentierten Fischsauce Pla Ra mit unserem duftenden Käse, aber hallo? Und wieder spielten die drei grossen, hier so wichtigen S.
 
 
Ein wunderschöner und vergnüglicher Ausflug ging seinem Ende entgegen. Unsere lieblichen Damen tratschten, strahlten und lachten, die Wogen ihrer Lebensfreude schwappten bis zu dem mit Bierflaschen bedeckten Männertisch. Hier machten Witze und lustige Anekdoten die Runde, Gastgeber Klaus war in seinem Element, sein Fundus an Witzen – manche vielleicht doch nicht so ganz jugendfrei – ist erstaunlich und scheint unendlich.

Einen ganz grossen Dank unseren wundervollen Damen für ihre Initiative, die uns allen einen herrlichen und romantischen Tag beschert hat. Ebenso einen ganz grossen Dank an unsere Gastgeber Samrit und Klaus für ihre liebevolle und grosszügige Betreuung, die uns alle mit diesem immer wieder einmaligen Gemeinschafts-Gefühl beschenkte.

Andi Reinhard
 
 
 
PS: Die Sage um den Lotosblütensee entstand zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert hier im Isaan und wurde zur wichtigsten Volks-Sage schlechthin. Wer sich dafür interessiert, der klicke bitte hier, was direkt zu meiner im Oktober 2015 geschriebenen Zeitungs-Kolumne „Roter Lotos“ führt, viel Lesevergnügen.
 
Fotos von Andi, Nicha, Chaba, Samrit